Über Ernährung und Sprache: Eltern sein ist hart, konsequent Eltern sein noch härter. Das Problem dabei ist aber nicht das Elterndasein, sondern das Urteil der Gesellschaft, die den fremden Nachwuchs auch als volkseigene Zukunft betrachtet, die man gemeinschaftlich nicht verkommen lassen darf. Da muss man als Elternteil auch vorausdenken.
Über Ernährung und Sprache
Eltern sein ist hart, konsequent Eltern sein noch härter. Das Problem dabei ist aber nicht das Elterndasein, sondern das Urteil der Gesellschaft, die den fremden Nachwuchs auch als volkseigene Zukunft betrachtet, die man gemeinschaftlich nicht verkommen lassen darf. Da muss man als Elternteil auch vorausdenken.
Denn irgendwann kommt der Punkt, wenn der Nachwuchs nicht mehr nur selbstgestampften Bio-Gemüsebrei aus selbstgezogenen Pastinaken und handgeklaubten regionalen Kartoffeln vom Nachbarhof versorgt wird, sondern die dickmachenden Genüsse einer verfetteten Industriegesellschaft: Pommes, Ketchup, Burger, Pizza (fertig oder geliefert). Mit genug überflüssigen Kalorien pro Bissen, um den Wochenbedarf an Fett und Zucker zu stillen. Is(st Scheiße, schmeckt aber geil.
Is(s)t Scheiße, schmeckt aber geil.
Und sobald nur einmal eine der goldnusprigen, salzbeladenen Versuchungen im Mund des Zöglings gelandet ist, sehen die Eltern schon die zukünftigen Probleme vor Augen: Die gesamtgesellschaftliche Bestürzung! Inklusive des inneliegenden Vorwurfes: Wie man dem Kind denn bloß Fritten geben konnte! Das Jugendamt ist da bereits auf dem Weg. Die Ächtung folgt am Digitalpranger der Facebook-Elterngruppen.
Natürlich bekommt das Kind nicht ständig Fritten. Und mit jedem Bissen, welchen er doch einmal von unserem Teller klaut, werden die Folgen für seinen Körper (Verfall, Verfettung, früher Tod) beschrieben.
Aber alleine der schlafraubende Gedanke, wenn der zweieinhalbjährige bald in der Kita auf die Frage “Was ist dein Lieblingsessen?” antwortet: “Fritten mit Ketchup!”, das geht heute nicht mehr.
Und weil das Kind bereits in den kulinarischen Brunnen gefallen ist, gibt es dafür nur eine vernünftige Lösung.
Goldene Gemüsesticks
“Das goldene, mein Sohn, nennt man blanchierte Gemüsesticks, und die rote Sauce ist ein Joghurtdip.”
Sprache schafft Realität in der Vorstellung der Menschen. Und wenn er dann in der Kita bald sagt: “Mein Lieblingsessen sind Gemüsesticks mit Joghurtdip”, oder “Ich will keinen Auflauf, ich will Gemüsesticks mit Joghurtdip”: Dann ist für die Außenwelt alles in Ordnung. Das Jugendamt bleibt zu Hause.
Und die Eltern können beruhigt sein, dass ihr Fehler erst später auffallen wird, wenn dann alle auf den Geburtstagspartys wieder Fritten machen. Irgendwann in der Schule.
Sehr gut und es steckt so viel Wahrheit in dem Artikel. Es kommt immer nur darauf an, wie man etwas sprachlich ausdrückt.
Wenn man Kindern “normales” Essen verbietet, also dass, was ander auch ständig und überall essen, wie Pommes, so habe ich das Gefühl, dass sich das Kind dieses Essen schon irgendwann und irgendwo auf andere Weise holt und dann kann es üble Konsequenzen für das Kind haben. Ich kenne ein Kind, welches Zuhause nie Süßes essen darf, dafür haut sich die Kleine auf Kindergeburtstagen alles, was Zucker hat rein und kennt dabei keine Grenze. Habe sie leider mehrfach schon gesehen, wie sie sich übergeben musste. Man muss den Kindern eine gesunde Beziehung zum Essen mitgeben. Theoretisch kann man alles essen, es muss nur in Maßen sein.